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06.10.2016 – Hildur Guðnadóttir / Tarquin Manek / Scott Morrison

frameless09
6. Oktober 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Hildur Gudnadottir (IS)
Tarquin Manek (AUS)
Scott Morrison (AUS)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

frameless 09 schlägt diesmal eine Brücke zwischen Island und Australien: Die isländische Musikerin Hildur Guðnadóttir bettet traditionelles Cello in zeitgenössische, digitale Strukturen. Der australische Soundkünstler Tarquin Manek verarbeitet gefundene Klänge und Instrumente zu einer psychedelischen, elektronischen Innenschau. Außerdem zu sehen: Videos des Medienkünstler Scott Morrison aus Melbourne, der in einer Artist in Residence am Starnberger See Arbeiten für die frameless Reihe geschaffen hat.

Hildur Gudnadottir, Foto: Antja Taiga Jandrig

Hildur Gudnadottir, Foto: Antja Taiga Jandrig

Hildur Guðnadóttir bewegt sich mühelos in dem weiten Bereich zwischen klassischer Instrumentalmusik und den Strukturen der elektronischen Musik. Ihr vielfältiges Spektrum reicht von zeitgenössischer Kammermusik, die sie mit dem Cello in ihrer isländischen Blockhütte einspielt bis zu internationalen Kooperationen mit elektronischen Noise-Künstlern wie Pan Sonic oder Schneider TM, Aufnahmen mit Johann Johannson, Hauschka oder Múm. Ihre Konzerte zeigen, wie sehr die Künstlerin in beiden Kulturen zuhause ist. Behutsame klassische Arrangements auf dem Cello werden mit dem loop-Pedal aufeinandergeschichtet, zerlegt und neu zusammengesetzt. Hildur Guðnadóttir überführt in ihren auratischen Performances die Beseeltheit isländischer Folklore ins digitale Zeitalter.

Tarquin Manek ist eines der großen, neuen Talente der experimentellen Musik Australiens rund um das Label Blackest Ever Black. Der junge Australier bringt Instrumente und andere Objekte, rau und patiniert zusammen mit kühler Elektronik und Dub-Elementen und schafft damit einen einzigartigen Sound. Dabei wird herangezogen, was gerade zur Hand ist: Klarinette, Synthesizer, Handys, Möbel, Nahrungsmittel. Die Klangsprache ist optimistisch und düster zugleich. Ein elektrisierender Performer, auf der Schwelle zwischen Nostalgie und harter Elektronik, oder wie er selbst sagt „somewhere between folk-tale and science fiction“.

Tarquin Manek, Foto: Hannah Schiefelbein

Tarquin Manek, Foto: Hannah Schiefelbein

Der australische Medienkünstler Scott Morrison arbeitet mit Naturbildern, die behutsam digital verfremdet werden und surreale Dimensionen annehmen. Morrisons Bilder zeigen die Durchdringung der Welt durch das Digitale und gleichzeitig deren verstörende Schönheit. Zusammen mit der Stadt München haben wir ihn eingeladen, den September in der Künstler Villa Waldberta am Starnberger See zu verbringen. Zu sehen ist eine Auswahl seiner bisherigen Videoarbeiten, darunter auch „tension sketch 3“. Morrison übernimmt dabei die Rolle seines Namensvetters, des australischen Politikers Morrison, der als Minister für Immigration und Grenzschutz für eine überaus harsche Flüchtlingspolitik bekannt ist. Die Videoarbeit kontrastiert idealisierte Landschaftsaufnahmen Australiens mit einer Karaoke-Spur, die dem Minister zugeschriebene Statements aneinanderreiht, die Flüchtlinge davon abhalten sollen, in das Land zu gelangen. Auf subtile Weise zeigt Scott Morrison damit die politische Bedeutung von Landschaft in einer globalisierten Gegenwart auf.