April 2019 archive

17.05.2019 – Katharina Grosse / Stefan Schneider (DE), Marja Ahti (FI)

frameless 21
Freitag, 17. Mai 2019
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 Einlass: 19:30 Eintritt frei

Katharina Grosse / Stefan Schneider (DE)
Marja Ahti (FI)

Katharina Grosse / Stefan Schneider (DE)
Ständig auf der Suche nach spannenden neuen Querverbindungen schauen wir mit großer Begeisterung dieser Kollaboration entgegen: Katharina Grosse aus Berlin, als Künstlerin für großformatige Gemälde und Installationen in grellen Farbkontrasten bekannt, gemeinsam mit Stefan Schneider aus Düsseldorf, den wir bereits mit To Rococo Rot, oder gemeinsam mit Sam Prekop und John McEntire begrüßen durften. In den späten 80er Jahren trafen sich die beiden an der Kunstakademie Düsseldorf, sie als Malerin, er als Fotograf. Ein Dialog, der sich in Freundschaft und in gemeinsamer Musik niederschlug. Grosse und Schneider führen diesen Dialog in Synthesizern mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit. Es ist kein Zufall, dass sie mit dem Albumtitel „Tiergarten“ eine Referenz an Walter Benjamin herstellen. Walter Benjamin prägte die Vorstellung des Flaneurs, der die Großstadt des frühen 20. Jahrhunderts ohne Wertung und Vorurteil in sich aufsog. Und so wie bei Benjamin Eindrücke ungefiltert in das Bewusstsein strömen, geben Grosse und Schneider diese Eindrücke in der Musik wieder. Affekte wie Wut oder Behutsamkeit prägen die Musik, haben aber keine Wertung für sie. Sie sind, was sie sind – so Katharina Grosse. Für das Konzert bei frameless werden sie das Prinzip des Dialogs in den Raum übertragen und zwei Hallen bespielen.

Marja Ahti (FI)
Dialogisch arbeitet auch die schwedisch-finnische Musikerin Marja Ahti aus Turku. Sie sammelt Field Recordings und Klangmaterial aus akustischen Instrumenten zusammen, um sie mit Synthesizern und elektronischem Feedback gegenüberzustellen, bis die zwei Pole in ein Verhältnis treten, sich imitieren, miteinander kommunizieren. Und wie viele hochgeschätzte Musikerinnen aus Finnland arbeitet sie mit den Schnittstellen zu Performance, Tanz und Klangkunst.

02.05.2019 – Félicia Atkinson (FR), Stéphane Garin / Jean-Philippe Gross (FR), Emma Heiðarsdóttir (ISL)

frameless 20
Donnerstag, 02. Mai 2019
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 Einlass: 19:30 Eintritt frei

Félicia Atkinson (FR)
Stéphane Garin / Jean-Philippe Gross (FR)
Medienkunst: Emma Heiðarsdóttir (ISL)

Nach der Winterpause ist frameless mit gleich zwei Abenden im Mai zurück. Am 2.5. startet die Reihe mit einem Fokus auf das Neue und Utopische.

Félicia Atkinson ist wohl eine der zentralen Figuren der europäischen experimentellen Musik der Gegenwart. Wie keine zweite bildet sie den Schulterschluss zur bildenden Kunst, Literatur und Publizistik. Sie nimmt die unterschiedlichsten Bezüge mit einer seltenen Leichtigkeit in sich auf, macht Spannungsfelder zwischen Stille und Noise, Improvisation und strenger Struktur auf, um eine gänzlich neue Art von Ästhetik zu verfolgen. Aus archaisch anmutenden Elementen, einzelnen Melodien, geflüsterten Zeilen und Field Recordings setzt sie Stücke zusammen, die dieser Welt enthoben zu sein scheinen.
Es überrascht nicht, dass sich Atkinson in ihrer musikwissenschaftlichen Dissertation mit Instrumenten und Programmen beschäftigt, die auf utopische Weise entwickelt wurden. Bezüge zu Science Fiction, Musique Concrète und Noise-Kultur verstricken sich bei ihr zu einer unverwechselbaren Poetik.

Foto: Shelter Press

In ihrer Performance Dénombrement durchleuchten Stéphane Garin und Jean-Philippe Gross die Strecken zwischen akustischen Instrumenten und der Diffusion durch ein elektronisches Klangsystem. Wir kennen und schätzen Stéphane Garin besonders aus seiner Zusammenarbeit mit Sylvain Chauveau als Ensemble 0, in dem er fragile Melodien und Rhythmen ineinander webt. Projekte wie Dénombrement, die erste Zusammenarbeit der beiden Künstler Stéphane Garin und Jean-Philippe Gross, vertiefen einen experimentelleren Fokus. Das Projekt vermisst den Raum und die Zeit, die ein Klang zurücklegt, wie er durch die elektronische Verarbeitung pulverisiert wird. Ein vorsichtiger und behutsamer Vermessungsprozess, unter Spannung wie in einem Teilchenbeschleuniger. Das Resultat ist das Konzentrat aus einem sonst stillen Zwischenraum, von einer seltsamen, fast mysteriösen Intensität.

Foto: Gérôme Blanchard

Die isländische Künstlerin Emma Heiðarsdóttir erforscht die Grenzen zwischen Formen und Alltagswelten. Ihre Videoarbeit Piling / Unpiling zeigt die schleichende Veränderung zweier Laubhaufen. Der eine nimmt ab, der andere nimmt zu. Wie der Ladebalken am Bildschirm. Wie der Transfer von Datenmengen. Eine universelle Meditation über die Mengenlehre, die sich aus dem Alltag in die digitale Welt und von dort in die Metaphysik fortsetzt.

Emma Heiðarsdóttir: Piling / Unpiling, Videostill