Februar 2016 archive

15.6.2016 Piano Interrupted / Jan Thoben & Boris Hegenbart / Magdalena Lazar

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15. Juni 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Piano Interrupted (UK)
Jan Thoben & Boris Hegenbart (D)
Medienkunst: Magdalena Lazar (PL)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

frameless 08 widmet sich dem Wechselspiel zwischen organischen und technologischen Formen. Prägend dafür ist der wunderbare Dialog von Klassik und Elektronik des Londonder Trios Piano Interrupted, während Jan Thoben und Boris Hegenbart die Möglichkeiten analoger und digitaler Technologien ausloten. Die polnische Videokünstlerin Magdalena Lazar bereichert den Abend um ein ästhetisches Gedankenspiel: Die Bäume der Welt sind Antennen. Nur – was übertragen sie?

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Piano Interrupted, Foto: Claire Belhassine

Piano Interrupted lassen das organische Klavierspiel auf die kühle, abstrakte elektronische Klangwelt treffen. Das Trio aus London baut mit Piano, Klarinette und Kontrabass behutsam Texturen auf, um sie von digitalen Flächen und Rhythmen zerfasern oder zu einer dichten Intensität anschwellen zu lassen. Dabei vereinen sie eine immense Bandbreite an Einflüssen, sei es zeitgenössische klassische Musik, Jazz, Dub oder Folklore des Senegal. Die Filmmusik für ein globalisiertes, digitales Zeitalter.

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Jan Thoben & Boris Hegenbart

Welche Musik innerhalb der Technologie selbst entsteht, ist die Frage hinter dem Projekt „The Squint“ der Berliner Musiker und Künstler Jan Thoben und Boris Hegenbart. Sie erforschen, welche Bilder und Klänge aus selbst konstruierten analogen Synthesizer-Modulen gewonnen werden können. Diese Signale werden digital aufbereitet und geschärft – ein audiovisueller Rausch, eine ästhetische Untersuchung in einem abgeschlossenen, technologischen Kosmos

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Magdalena Lazar: VLF, still

Die polnische Künstlerin Magdalena Lazar nimmt hingegen eine gänzlich neue Perspektive ein. In der Regel versucht der Mensch, anhand von Technologien die Phänomene der Natur zu ergründen. Aber was, wenn die Natur ihrerseits längst Technologien ausgebildet hat? Die Videoarbeit VLF nimmt diesen Gedanken auf – vermeintlich dokumentarische Aufnahmen berichten über die Entdeckung, dass Bäume ihrerseits wie Antennen funktionieren und Nachrichten aus dem Erdinneren als Radiowellen in die Luft geben.

4.5.2016 Myriam Bleau / Jonas Gruska / Quayola

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4. Mai 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Myriam Bleau (CA)
Jonas Gruska (SK)
Medienkunst: Quayola (I)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Natur, die in Daten zerfällt, eine schweißtreibende Performance mit Acrylglaskreiseln und ein Fuhrpark autonomer Miniroboter aus einer Tüftlerwerkstatt in Bratislava. Frameless07 wird bunt und technoid.

Myriam Bleau: Soft Revolvers, Foto: Severin Smith

Die Klangkünstlerin Myriam Bleau aus Montreal konstruiert Kreisel aus Acrylglas: „Soft Revolvers“, deren Drehung Lichtimpulse und Elemente einer elektronischen Komposition steuert. Das Resultat klingt wie eine Mischung aus abstrakter experimenteller Musik und House, verbindet Performance-Kunst mit dem Prinzip des DJing. Das Konzert ist ungemein körperlich, eine überraschend schweißtreibende Verbindung zwischen Mensch und digitaler Maschine, die erahnen lässt, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie auch Reibungsflächen in sich birgt.

Jonas Gruska

Jonáš Gruska aus Bratislava arbeitet ebenfalls an dieser Schnittstelle, übergibt das Ruder aber vollkommen an die Maschinen. Er bringt unterschiedliche Techniken und selbst entwickelte Apparate zusammen. Kern des Ensembles sind die „Crickets“, kleine, im Raum verteilte, eigenständige Klanggeneratoren, deren Programmierung sich mit der Zeit algorithmisch entwickelt. Wie Jonáš sagt: „They just do their thing’“. Ist das die künstliche Intelligenz? Zum Glück braucht sie uns noch als Zuhörer.

Quayola: Pleasant Places

Quayola: Pleasant Places

Der italienische Medienkünstler Quayola zeigt, wie sich unsere Wahrnehmung im digitalen Zeitalter verändert. Die überdimensionierte audiovisuelle Installation „Pleasant Places“ nimmt Landschaftsgemälde von Vincent Van Gogh zum Ausgangspunkt. Deren Schauplatz fotografierte und digitalisierte Quayola und lässt ihn in der Installation in abstrakte Formen und Klänge zerfallen. Quayolas Arbeiten zeugen von dem Zerbrechen der Welt in der digitalen Abtastung und von der seltsamen Schönheit, die dabei entsteht. Nicht ohne Grund ist der Ars Electronica-Preisträger einer der wichtigsten Vertreter der digitalen Kunst der Gegenwart.

7.4.2016 Herman Kolgen / Islaja / Dina Kelberman

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7. April 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Herman Kolgen (CA)
Islaja (FI)
Medienkunst: Dina Kelberman (USA)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Der Auftakt der Reihe frameless im Jahr 2016 bringt eine spannende Bandbreite an Künstlerinnen und Künstlern zum Thema der Digitalisierung zusammen. Herman Kolgen verarbeitet Geodaten zu einer fulminanten audiovisuelle Performance. Islaja verbinden finnische Folk-Musik mit der Abstraktion der elektronischen Musik, während die Künstlerin Dina Kelberman selbst als Suchmaschine aktiv wird, und eine seltsame, aberwitzige Neuordnung der Welt in Bildern vollzieht.

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Der Kanadier Herman Kolgen ist eine Ikone der Medienkunst. Seit über 20 Jahren arbeitet er an Installationen, Performances und audiovisuellen Projekten. „Seismik“ ist ein hochkomplexer Versuchsaufbau, in dem verschiedene Daten aus weltweiten geologischen Messungen in Echtzeit verarbeitet werden. Eine Antenne vor Ort füttert die Rechner Herman Kolgens zusätzlich mit den Geodaten unter dem Konzertsaal. Ein ungemein dichter audiovisueller Kosmos tut sich auf. In elektronischen Bildern und Tönen bilden die Daten unsere Welt aufs Neue ab. Die Welt als seismische Komposition – durchzogen von den Rissen und Brüchen, die den Planeten unter der Oberfläche prägen. Außerdem schenkt uns Herman Kolgen noch eine weitere Performance: Aftershock.

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Foto: Hertta Kiiski

Die finnische Sängerin Islaja zeigt eine andere Auseinandersetzung mit der digitalen Welt. In ihrer Musik treffen Elemente der traditionellen finnischen Musik auf die Ästhetik der elektronischen Musik. Wie eine digitale Collage zersetzt Islaja traditionelle Instrumente, fügt sie neu und überraschend zusammen, kittet sie mit Elektronik und exzentrischem Gesang.

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Die Künstlerin Dina Kelberman aus Baltimore wird in der Installation „I’m google“ dagegen selbst als Suchmaschine aktiv. Seit 2013 stellt sie tausende, im Internet aufgespürte Bilder in Reihe – in akribischer Handarbeit, aber ähnlich wie eine automatisierte Suchmaschine. Die Bilder weisen formale Ähnlichkeiten auf, die Motive aber verändern sich nahezu unmerklich. Ein Wasserbecken wird zu einer Bodenheizung, die Bodenheizung zu einer Turnhalle. Eine ästhetische und aberwitzige Antwort auf die Frage, wie die Algorithmen von Suchmaschinen unsere Welt neu ordnen.