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14.11.2018 – Pan American (US), Annabelle Playe (FR), Lilli Kuschel (DE)

frameless 19
Mittwoch, 14. November 2018
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 Einlass: 19:30 Eintritt frei

Pan American (US)
Annabelle Playe (FR)
Medienkunst: Lilli Kuschel (DE)

Die letzte Ausgabe von frameless für das Jahr 2018 bringt KünstlerInnen aus den USA, Frankreich und Deutschland zusammen. Pan American ist eine Legende der abstrakten elektronischen Gitarrenmusik Nordamerikas. Annabelle Playe präsentiert die Performance „Geyser“ in einem Geflecht aus analogen Synthesizern, während die Filmemacherin Lilli Kuschel die Grenzen von Realität und Fiktion in der marokkanischen Wüste erörtert.

Nach Asa-Chang & Junray geht der Herbst der Legenden weiter: Pan American erblickte vor 20 Jahren das Licht der Welt, als Solo-Projekt des Labradford-Gründungsmitglieds Mark Nelson. Bereits für Labradford prägte Nelson eine neue Verschmelzung: Er führte die sphärischen Gitarrenlandschaften, die für das Kranky Label typisch waren, mit elektronischen Elementen aus House und Dub zusammen. Eine hypnotische und melancholische Landschaft aus sich wiederholenden melodischen Fragmenten und abstraktem Noise, die Mark Nelson seitdem auf unverwechselbare Art und Weise zusammenfügt. Für frameless reist er mit E-Gitarre, Elektronik und Hackbrett an.

Annabelle Playe ist eine französische Musikerin und Künstlerin. In zahlreichen Projekten hat sie sich den Wechselwirkungen von Text, Bild und Klang gewidmet, um letztlich ein rein musikalisches Set zu entwickeln, das inhaltliche Fragen anhand des Klangs entwickelt. Mit mehreren analogen Synthesizern, Effektgeräten und anderen Geräuschquellen erschafft sie eine energetische, konzentrierte Komposition aus Strukturen, Flächen, Noise und Rauschen. Die Performance „Geyser“ variiert zwischen erzählerischen Strukturen und abstraktem Zerfall und soll – so Playe – reflektieren, wie wir die Welt und uns darin wahrnehmen. Manchmal in stiller Energie, manchmal eruptiv wie ein Geysir.

Die Filmemacherin Lilli Kuschel konfrontiert in Ihrer Arbeit „Atlas Cinema“ die Realität mit der medialen Wirklichkeit, die ihr angetragen wird. Der Film offenbart verlassene Filmsets und Kulissen vor der Landschaft des Atlas-Gebirges und kontrastiert sie mit der Tonspur der dort gedrehten Filme wie etwa Lawrence von Arabien. Touristen stapfen durch Schauplätze des einstigen heroischen Gestus. Der Alltag der Bauern auf ihren Quads bildet einen Gegensatz zur statischen Verlassenheit der Kulissen. In stillen, konzentrierten Bildern analysiert Kuschel die Wegstrecke von der Realität in die Fiktion – und den zerklüfteten Weg zurück.

Foto: Lilli Kuschel

11.10.2018 – ASA-CHANG & Junray (JP), Arturas Bumšteinas (LT), Jana Winderen (NO)

frameless 18
Donnerstag, 11. Oktober 2018
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 Einlass: 19:30 Eintritt frei

ASA-CHANG & Junray (JP)
Arturas Bumšteinas (LT)
Medienkunst: Jana Winderen (NO)

Frameless ist zurück aus der Sommerpause und bringt drei Premieren nach München: Die fasziniernd verquere Welt des zu einem Viertel maschinellen Ensembles ASA-CHANG & Junray aus Tokio, den Klangarchäologen Arturas Bumšteinas aus Vilnius sowie eine Sound-Installation von Jana Winderen, die die verborgene Welt der Tiefsee mit digitalen Technologien erforscht.

Foto: Fuminari Yoshitsugu

Wenn wir unsere Hand für etwas ins Feuer legen, dann dafür. Es ist tatsächlich gelungen, ASA-CHANG & Junray nach Deutschland zu holen. Im Kern besteht das Ensemble aus ASA-CHANG, einem japanischen Perkussionisten, und der Maschine Junray-Tronics, ein von den Tabla-Trommeln ASA-CHANGS angesteuerter Sprachsampler. Seit 20 Jahren erschaffen sie einen eigentümlichen Kosmos, in dem zerstückelte Sprachfragmente elektronisch rhythmisiert auf wunderschöne und doch sehr rätselhafte Instrumentalarrangements treffen. Die tiefe, verstörende Melancholie einer Roboterseele. ASA-CHANG wird zusammen mit Yoshihiro Goseki (Klarinette, Flöte) und Anzu Suhara (Violine) auftreten – und natürlich mit dem vierten Bandmitglied: Junray-Tronics.

Foto: Linda Persson

Arturas Bumšteinas ist einer der spannendsten Klangkünstler des Baltikums und arbeitet in Installationen, Performances und Theaterformaten. Ein Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit kollektiver und individueller Erinnerung und der Frage, wie sie sich aus Archiven, Fragmenten und Klängen zusammensetzt. Die Tonträger an sich spielen dafür eine zentrale Rolle, sei es in seiner Arbeit mit alten Medien aus dem Wiener Phonogrammarchiv, oder in seiner Performance mit historischen „Noise-Machines“ aus Renaissancetheatern, die als Vorläufer der digitalen Special Effects mechanische Klangillusionen erzeugten. Wir sind gespannt – die Performance von Arturas Bumšteinas wird eigens für frameless entwickelt. Gerüchte besagen, dass er sich diesmal mit der Geschichte des Eurovision Song Contests beschäftigen könnte.

Ergänzt werden die Konzerte durch die Klanginstallation „restless“ von Jana Winderen an der Schnittmenge von Kunst und Wissenschaft. Die renommierte Klangkünstlerin fördert mit ihren Field-Recordings von Phänomenen, die für Menschen weder wahrnehmbar noch erreichbar sind, eine komplexe akustische Schönheit hervor. Im Falle von „restless“ sind das die Geräusche von Krustentieren, die in verschiedenen Areale der Tiefsee leben. Digitale Technologie nimmt für ihre Arbeit eine Schlüsselrolle ein. Sie ist es, die verborgene Muster der Natur zu erfassen vermag und in verschiedenen Ebenen des Klangs zu neuen Formen zusammensetzt. Winderen kann sowohl auf eine naturwissenschaftliche Ausbildung mit Schwerpunkt Fischökologie an der Universität Oslo als auch auf ein Kunststudium an der Goldsmiths University of London zurückblicken und wurde 2011 mit der Goldenden Nica der Ars Electronica ausgezeichnet.

25.04.2018 – Lawrence English / Antti Tolvi / Lynne Marsh

FRAMELESS17
25. April 2018
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 | Einlass: 19:30
Eintritt frei

Lawrence English (AU)
Antti Tolvi (FI)
Medienkunst: Lynne Marsh (CA)

Bei frameless17 treffen die dichte, elektronische Soundlandschaft des australischen Musikers, Installationskünstlers und Labelbetreibers Lawrence English auf ein Klavierkonzert des finnischen Experimentalmusikers und Insulaners Antti Tolvi, das aus einem einzigen handgespielten Klavierloop besteht.

Foto: Traianos Pakioufakis

Der Australier Lawrence English arbeitet als Komponist, Medienkünstler und Kurator. Mit seinem Label Room40 hat er die experimentelle elektronische Musik geprägt. Seine Arbeiten sind Grenzerfahrungen. In einem audiovisuellen Rausch aus Licht, Nebel und Klangschichten geht er an die Grenzen der Wahrnehmung, verschiebt nahezu unmerklich unsere Grundbedingungen, um einen vollständig neuen Zustand herzustellen. Dazu arbeitet er mit den Mitteln der elektronischen Musik, bei aller Wucht subtil arrangiert und komponiert. Der Name des Sets ist Programm: Cruel Optimism.

Antti Tolvi ist ein finnischer Klangkünstler, der inzwischen auf einer Schäreninsel zwischen Turku und Helsinki lebt und arbeitet. Die ihnumgebenden Dinge bestimmen seine Arbeit: Farngewächse und ihre akustischen Eigenschaften, die menschliche Bewegung, die er zusammen mit Tänzern analysiert, oder die Traktoren der Bauern im ihn umgebenden Dorf, die er für eine gemeinsame Performance versammelte und zu einer Komposition aus Motoren zusammenführte. Bei frameless zeigt er eine Arbeit, die aus einem einzigen Klaviermuster besteht. Wie ein endloser Loop aneinandergereiht, entwickelt das Stück einen tranceartigen Sog und verbindet das körperliche des Instruments und der menschlichen Wahrnehmung mit der digitalen Logik des Loops.

Lynne Marsh, Plänterwald, Filmstill

Ergänzt werden die Konzerte durch die Videoarbeit „Plänterwald“ von Lynne Marsh. Die kanadische Videokünstlerin, die in Los Angeles lebt, setzt sich mit der menschlichen Wahrnehmung auseinander und wie diese durch Medien und Bilder beeinflusst wird. In „Plänterwald“ fingiert sie einen Ritt auf der Achterbahn des stillgelegten DDR Vergnügungsparks im Osten Berlins. Die langsame, mit fein komponierten Audiosignalen versetzte Fahrt auf den rostigen Schienen verschiebt verschiedene Ebenen der Gegenwart und Vergangenheit dieses Ortes durch die Stilmittel der Virtual Reality. Sie simuliert die Wahrnehmung einer programmierten Welt durch eine Virtual-Reality-Brille und bringt damit ein prägendes Paradox auf den Punkt: Die digitale Welt bestimmt die Wahrnehmung der Realität.

10.04.2018 – Gamut Inc / Yen Tzu Chang / Axel Stockburger

FRAMELESS16
10. April 2018
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 | Einlass: 19:30
Eintritt frei

Gamut Inc (DE/PL)
Yen Tzu Chang (TW)
Medienkunst: Axel Stockburger (AT)

Die Reihe zu experimenteller Musik und Medienkunst im digitalen Zeitalter startet 2018 mit Gamut Inc, Yen Tzu Chang und Axel Stockburger. Die taiwanesische Künstlerin Yen Tzu Chang wird eine audiovisuelle Performance mit einer überdimensionierten Nachbildung ihres eigenen Herzens präsentieren. Mit selbstkonstruierten Instrumenten erforscht das Berliner Ensemble Gamut Inc die Interaktion zwischen elektronischer und instrumenteller Musik. Eine Videoarbeit von Axel Stockburger geht auf ästhetische Weise Katastrophen in der Finanzwelt nach, und der Frage, was zu dicke Finger auf Tastaturen damit zu tun haben.

Gamut Inc sind Marion Wöhrle, Computermusikerin und Grafikerin aus Berlin, und der Danziger Komponist Maciej Śledziecki. Sie erforschen die Wechselwirkung von traditionellen Instrumenten und Computermusik in zahlreichen interdisziplinären Projekten, die sie gemeinsam mit Medienkünstlern, Architekten oder Akteuren des zeitgenössischen Theaters entwickeln. In ihren Performances arbeiten sie mit selbstkonstruierten Musikmaschinen, die die Tradition barocker Instrumentalmusik mit den Mechanismen digitaler Musik kombinieren. Auf eindrucksvolle und spürbare Weise zeigen Sie uns, dass Algorithmen kein reines Thema der letzten 15 Jahre sind. Mathematik und Musikmaschinen waren auch vor der digitalen Wende eng verzahnt: Binäre Systeme sind keine Innovationen, sie sind seit hunderten Jahren essentieller Teil unserer Kultur und Ästhetik.

Foto: Yin-Wen Lin

Die taiwanesische Klang- und Medienkünstlerin Yen Tzu Chang lebt seit 2014 in Linz, wo sie an den Schnittstellen technischer und medizinischer Objekte zur Klangkunst arbeitet. Dafür konstruiert sie hybride Versuchsaufbauten. Bei frameless zeigt sie die für die Ars Electronica entwickelte Performance „Whose Scalpel“. Als Grundlage nimmt sie Prozesse der modernen, digitalisierten Medizin – wie bildgebende Verfahren und künstliche Intelligenz – um an einer mittels MRT generierten, überdimensionalen Nachbildung ihres Herzens einen fein komponierten Dialog zwischen dem Organischen und dem Maschinellen herzustellen. So wie sie in der Performance Anweisungen der künstlichen Intelligenz ausführt und in elektronische Klänge übersetzt, wird der Chirurg der Zukunft mit Big Data und Deep Learning auf Datenbanken des Wissens zugreifen, um Entscheidungen zu treffen. Wer wird in Zukunft das Skalpell führen?

Fat Finger Confession, video still © Axel Stockburger 2013

Flankiert werden die Performances von der Videoarbeit „Fat Fingers Confession“ des Wiener Medienkünstlers Axel Stockburger. In seinen Werken setzt er sich oftmals mit den realen Konsequenzen digitaler Phänomene auseinander. In der gezeigten Arbeit behandelt Axel Stockburger die Ursachen des Börsencrashs vom 6. Mai 2010. Für diesen Vorfall wurde ein menschlicher Tippfehler verantwortlich gemacht – verursacht z.B. durch zu dicke Finger auf der Tastatur – wohingegen ein Fehler in den Algorithmen viel wahrscheinlicher ist. Dass ein menschliches Fehlverhalten Ursache für diese folgenschwere Ereignisse sein soll, steigert – so Stockburger – das Vertrauen in eine weitgehend autark handelnde, automatisierte Ökonomie. Die Videoarbeit ist ein fingiertes Interview mit dem vermeintlich verantwortlichen Broker – und seinen dicken Fingern.

14.11.2017 – Kama Aina + Hochzeitskapelle / John Chantler / Qubibi

frameless 15
14. November 2017
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00, Einlass: 19:30
Eintritt frei

Kama Aina + Hochzeitskapelle (JP / DE)
John Chantler (AU)
Medienkunst: Qubibi (JP)

Das Frameless Finale für 2017: Die Kollaboration von Kama Aina aus Japan mit der Münchner Hochzeitskapelle, der Noise-Tüftler John Chantler aus Australien und der japanische Videokünstler Qubibi, der die Kühle des binären Codes mit warmem Herzblut füllt.

Foto: Ryo Mitamura

Hinter Kama Aina verbirgt sich der japanische Musiker Takuji Aoyagi, der in Europa durch sein Album Club kama Aina auf Rumraket bekannt wurde, einer kostbaren Sammlung minimalistischer, verspielter Instrumentaltracks. Allein für dieses Album reiste er von Japan über Bali, Kuba und Schottland zurück nach Japan. Die Welt im Kleinen wird er auch auf seinem neuen Album zusammenbringen, das er gemeinsam mit der Hochzeitskapelle um Markus und Micha Acher in München aufnehmen wird. Die Hochzeitskapelle haben Kama Ainas „Wedding Song“ zu einem Klassiker ihres Repertoires gemacht. So kam es zu einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen Japan und München; und wir haben die Freude, das Ergebnis dieser Arbeit erstmalig zeigen zu dürfen. Die minimalistischen Kompositionen Kama Ainas, die zahlreiche Strukturen der elektronischen Musik entlehnen, treffen auf den sanftmütigen Rumpel-Jazz der Hochzeitskapelle. Wir sind gespannt!

John Chantler bildet den Gegenpol zur verspielten Ästhetik Kama Ainas. Seine unglaublich intensiven Klangkunstcollagen fräsen sich wie ein gleißender Lichtstrahl durch den Raum. Der gebürtige Australier, der in Schweden als Komponist und Produzent arbeitet, bedient sich der Elektronik, Synthesizern und manchmal auch Orgelpfeifen. Er lässt dabei das Organische dieser alten Instrumente auf verzerrte, verwaschene Noise-Strukturen treffen. Die durchdringende Performance „Logic Being The Lowest Form of Magic“ wurde für das ZKM Karlsruhe entwickelt und entspinnt sich komplex und minimalistisch über mehrere Kanäle.

Qubibi: Kokuhaku (Still), Foto: Qubibi

Können Maschinen Gefühle haben? Diese Frage verfolgt der Medienkünstler Qubibi aus Japan. Kazumasa Teshigawara wurde 1977 geboren und führt die Brüche und Risse seiner eigenen Biographie in minimalistische Kunstwerke fort, die auf dem binären Code basieren. Zwischen Nullen uns Einsen schafft Qubibi damit unglaublich berührende Arbeiten, die zeigen, dass sich Emotionalität und die konzeptionelle Strenge der digitalen Kunst nicht ausschließen. Im Museum of Digital Art in Zürich wird ihm derzeit eine große Einzelausstellung gewidmet und wir freuen uns, seine Videoarbeit „Kokuhaku“ zeigen zu können. Es ist ein Programm, das nie endet und immer neue Formen zwischen digitalen Strukturen und Momenten der Kindheit findet. Es entstand in Zusammenarbeit mit der japanischen Band Asa-Chang & Junray, die die Tonspur zu den lyrics Qubibis schuf.

11.10.2017 – Noveller / Jung An Tagen / Clare Rae

frameless 14
11. Oktober 2017
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00, Einlass: 19:30
Eintritt frei

Noveller (US)
Jung an Tagen (AT)
Medienkunst: Clare Rae (AU)

Frameless ist zurück aus der Sommerpause und zieht eine Linie von den USA, über Australien nach Österreich. Wir stellen die hypnotischen Noise-Kompositionen der New Yorker Gitarristin Noveller dem Elektrofuturismus des Wiener Talents Jung an Tagen gegenüber. Und lassen uns von Clare Raes digitalem Doppelgänger an der Hand führen.

Noveller ist das Projekt der New Yorker Komponistin und Filmemacherin Sarah Lipstate. Sie verwendet die E-Gitarre als Basis für elegische, abstrakte Klanglandschaften – lediglich durch ihr Instrument und die digitale Verfremdung erschaffen. Sie schichtet Ebene auf Ebene und baut eine Brücke zwischen abstrakter elektronischer Musik und der emotionalen Noise-Rock Kultur á la Sonic Youth. Das Resultat sind unglaublich intensive, hypnotische Kompositionen. Sarah Lipstate arbeitete bereits mit Ben Frost oder Lee Ronaldo (Sonic Youth) zusammen und begleitete Iggy Pop auf Tour.

Noveller, Foto: Priscilla C Scott

Hinter Jung an Tagen steckt nicht nur der Wiener Klangkünstler und Produzent Stefan Juster, sondern eine ganze Institution: das Virtual Institute Vienna, welches elektronische Künste als Einheit versteht. Die musikalische Ästhetik von Jung an Tagen steht dementsprechend in engem Zusammenhang mit den Mitteln der Videokunst, der Wiederholung, dem Verfremden, dem Synthetischen. Seine Tracks pendeln zwischen den repetetiven Texturen von Synthesizern und harter Klangcollage, zwischen retrofuturistischer Melodie und konzeptuellem Noise. Es klingt wie eine zeitgenössische, junge Neuvertonung von Andrej Tarkowskijs Solaris, die live auch gerne in anarchischem Elektrogewitter mündet.

Jung An Tagen, Foto: Philippe Gerlach

Die australische Videokünstlerin Clare Rae verbindet die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper mit den Mitteln der Videokunst. Ihre Arbeiten sind wie eine offene Frage an die Erwartungen, die wir im Zeitalter digitaler Optimierung an uns selbst haben. Zutiefst selbstbezogen – und doch Spiegel der gesellschaftlichen Erwartungen. So auch ihr Werk „The Good Girl and the Other“, ein Videoloop nach dem Stop-Motion-Verfahren, in der sie mit sich selbst Plätze in einem Restaurant zu tauschen scheint. Clare Rae setzt sich darin mit dem Rollenverständnis des „braven Mädchens“ auseinander. Die Arbeit wirft ein ambivalentes Licht auf unser Verhältnis zu unseren digitalen Identitäten, auf die Erwartungen, die auf uns ruhen, und wie wir uns dazu verhalten.

Clare Rae: Good Girl and the Other, Video Still

11.05.2017 – Sam Prekop & John McEntire / Stefan Schneider / Karimah Ashadu

frameless 13
11. Mai 2017
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00, Einlass: 19:30
Eintritt frei

Sam Prekop & John McEntire (USA)
Stefan Schneider (D)
Medienkunst: Karimah Ashadu (UK / NG)

Sam Prekop und John McEntire sind zwei der prägendsten Gestalten der Chicagoer Post-Rock-Szene. John McEntire mit Tortoise, beide zusammen mit The Sea and Cake haben eine ganze Generation an Musikern geprägt. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Wie schon „Old Punch Card“ (Thrill Jockey) setzt sich auch das aktuelle Album „The Republic“ (Thrill Jockey) deutlich von Sam Prekops Arbeiten mit the Sea and Cake oder seinen bisherigen Solo-Alben ab. Prekop schichtet abstrakte Ebenen aus modularen Synthesizern übereinander, verwebt sphärische Flächen mit stakkato-artigen Rhythmen. Und doch bahnt sich immer wieder dieses Bekenntnis zur Melodie seinen Weg. Die typische rhythmische Leichtigkeit von The Sea and Cake arbeitet sich im elektronischen Gewand an die Oberfläche, um sogar manchmal in einem harten House-Beat zu münden. Die Tracks sind genau strukturierte elektronische Mikrogeschichten. Wir sind unglaublich gespannt, wie Sam Prekop und John McEntire dieses experimentelle Set umsetzen.

Stefan Schneider ist Musiker und Photograph. Er ist Gründungsmitglied von Kreidler und To Rococo Rot und wirkte entschieden daran mit, einen spezifischen Sound Düsseldorfer Elektronik zu kreieren. Das Repetetive, Hypnotische des Krautrock verbindet sich mit der präzisen, kühlen Ästhetik der elektronischen Musik. Stefan Schneider brachte einige der spannendsten Kollaborationen auf die Bühne, die wir kennen: sei es mit Hans-Joachim Roedelius, Sven Kacirek oder Klaus Dinger. Sein Solo-Projekt Mapstation ist die wohl abstrakteste Arbeit Stefan Schneiders, feingliedrige Kompositionen aus elektronischen Versatzstücken, Flächen und Bass-Computern.

Die britisch-nigerianische Künstlerin Karimah Ashadu bringt die Ästhetik digitaler Bewegungserfassung mit dem Handgemachten zusammen. Ihre Arbeit „Makoko Sawmill“ zeigt ein Sägewerk in der Bucht von Lagos, in der Bäume aus ganz Nigeria zusammenschwimmen. Die Arbeiter des Werks werden von einer eigentümlichen, von der Künstlerin entworfenen blauen Vorrichtung im Bildvordergrund verfolgt. Die Apparatur verfolgt die Bewegung der Personen und bringt die kühle, automatische Personenüberwachung absurderweise in ein Umfeld, in dem alles per Hand gemacht wird, auch der Überwachungsapparat selbst.

05.05.2017 – Martin Messier / Lau Nau / Liam Young

frameless 12
5. Mai 2017
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00, Einlass: 19:30
Eintritt frei

Martin Messier (CA)
Lau Nau (FI)
Medienkunst: Liam Young: „In the Robot Skies“

Martin Messier (Prix Ars Electronica 2010) aus Montreal nutzt die elektromagnetischen Felder die uns umgeben für eine spektakuläre Performance. Die Signale dieser Felder werden mit Mikrophonen erfasst und bilden die Grundlage seiner Musik. Mit zwei überdimensionierten Schaltflächen werden eine Vielzahl an Eingängen und Ausgängen verknüpft, von Messier mit LED-Kabeln energetisch in Licht und Klang umgewandelt. Dabei bewegt er sich zwischen den zwei Schaltflächen wie zwischen den Polen der Hochspannungsanlage des Deutschen Museums. Und wer den wohligen Grusel angesichts der sich bäumenden, knallenden Ströme kennt, kann sich vorstellen, dass diese Performance ein kraftgeladenes Erlebnis ist, unsichtbare Phänomene zu einer intensiven körperlichen Erfahrung werden lässt.

Lau Nau ist Laura Naukkarinen, eine der spannendsten Vertreterinnen der finnischen experimentellen Musik. Sie verbindet die erdige Verbindlichkeit finnischer Folklore mit den abstrakten elektronischen Ebenen der digitalen Musik. Sampler, Looper und zu Flächen geronnen Stimmen heben ihre Musik in eine verquere Entrücktheit.

„In the Robot Skies“ des britischen Regisseurs Liam Young (Unknown Fields Devision) ist der erste narrative Film, der komplett mittels automatisierter Drohnen gedreht wurde. Es ist eine Auseinandersetzung mit der kulturellen Rolle der Drohne: als ambivalente Vermittlerin zwischen realer und digitaler Welt, als Mittel der Überwachung, als Objekt von Hackern und Subkulturen, und als Gefährt, mit dem sich die Teenager der Zukunft Liebesbriefe zukommen lassen.

12.04.2017 – Gletschermusik (Robert Lippok, Lillevan, Askat Zhetigen), Kim / Jung

frameless 11
12. April 2017
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00, Einlass 19:30
Eintritt frei

Gletschermusik – Robert Lippok, Askat Zhetigen, Lillevan (D / KG)
KIM/JUNG (D / KR)

frameless eröffnet die Saison 2017 mit einem Fokus auf Asien: Mit Gletschermusik, einer fulminanten elektronischen Auseinandersetzung mit der Gletscherschmelze in Zentralasien. Außerdem: Das koreanische Künstlerduo KIM/JUNG mit ihrem Projekt „Schubladen“, einer tönenden Kommode voller Samples.

Foto: Violetta Bat

Für frameless11 werden der Klangkünstler Robert Lippok (To Rococo Rot), der Videokünstler Lillevan und der traditionelle kirgisische Musiker Askat Zhetigen zusammenkommen und die sehr realen Veränderungen unserer Welt in einen abstrakten elektronischen Aufbau übersetzen.
Die Goethe-Institute in Almaty und Taschkent haben 2012 ein ungewöhnliches Projekt namens Gletschermusik ins Leben gerufen: Die Klänge schmelzender Gletscher in Kunstprojekte überzuführen. Im Rahmen einer Expedition zum Tujuksu-Gletscher in Kasachstan wurden Originaltöne vom schmelzenden Gletscher aufgenommen, die als Grundlage für die Performance von Robert Lippok, Lillevan und Askat Zhetigen dienen. Hier treffen Video, Elektronik und die Komuz, eine traditionelle Laute Kirgistans, aufeinander.

Ergänzt wird der Abend durch das Objekt „Schubladen“ des koreanische Künstlerduos KIM/JUNG. Wird eine Schublade aus der Holzkommode herausgezogen, erklingt das Sample eines traditionellen asiatischen Instruments. Die Arbeit ist halb kulturelles Klangarchiv und halb elektronisches Instrument selbst. Von den Qualitäten als Instrument überzeugen Yoonji Kim und Youngjik Jung auch in einer kompakten und entrückenden Performance. Schubladendenker im besten Sinn!

mit freundlicher Unterstützung durch das

16.11.2016 – goat(JP) / Ian Hawgood / Boris Labbé

frameless10
16. November 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
goat(JP)
Ian Hawgood (UK)
Boris Labbé (FR)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Frameless10 steht im Zeichen der Verbindung Mensch – Maschine. Goat(JP) produzieren treibenden minimal techno – nur gänzlich ohne Elektronik. Der Musiker Ian Hawgood vermittelt zwischen analoger Kontemplation und digitaler Ästhetik, während der Medienkünstler Boris Labbé für seine Filme Aquarelle zu einem dichten digitalen Universum zusammensetzt.

goat (JP)

goat (JP)

Wie ein Saal rasselnder Nähmaschinen vibriert die Maschine, die sich goat(JP) nennt. Das Ensemble aus Osaka hat es sich zum Ziel gemacht, minimal techno ohne Elektronik zu spielen. Mit maschineller Präzision bewegen sich Schlagzeug, Gitarre, Bass und Saxophon nahezu ausschließlich rhythmisch vorwärts, spielen streng ineinander verschachtelte Muster. Die kalte Ästhetik der Robotik? Nicht ohne Grund eingeflogen aus Osaka, der Elektrotechnik-Metropole schlechthin? Keineswegs! Der Reiz von goat liegt im zutiefst Menschlichen dieser Apparatur. Die wahre Mensch-Maschine.

Ian Hawgood's Instruments

Ian Hawgood’s Instruments

Ian Hawgood ist einer der größten Netzwerker einer neuen digitalen Musik, die sich zwischen Manchester und Tokio entfaltet. Als Betreiber des Labels Home Normal hat er einen Sound geprägt, der sich zwischen elektronischer Avantgarde und menschlichem Charme bewegt. Wer auf die Liste der Veröffentlichungen des Labels blickt, erkennt alte Bekannte von frameworks und frameless: Sylvain Chauveau, Nicolas Bernier, Nils Frahm und viele mehr. Wir freuen uns besonders, dass er uns diesmal selbst beehrt, mit einem Aufbau aus verspielter Elektronik, düsteren Soundscapes und irrlichternden Visuals.

Boris Labbé, Kyrielle, Still

Boris Labbé, Kyrielle, Still

Boris Labbé bereichert den Abend um eine dichte Videoarbeit. Für „Kyrielle“ fertigte der junge französische Künstler Aquarelle in Handarbeit an, schnitt sie aus, um sie daraufhin zu digitalisieren und neu zu arrangieren. Menschliche Figuren gehen, stolpern, fallen und richten sich wieder auf. Die Bewegungen wiederholen und verdichten sich, werden zu einem massigen Schaltkreis menschlicher Regungen. Eine Collage zwischen spürbarem Handwerk und digitaler Verdichtung. Die ästhetische Erfahrung eines Zwiespalts, der unser alltägliches Leben unter digitalen Bedingungen prägt. Es verwundert nicht, dass Boris Labbé diesjähriger Preisträger der Goldenen Nica der Ars Electronica ist.

unterstützt von



06.10.2016 – Hildur Guðnadóttir / Tarquin Manek / Scott Morrison

frameless09
6. Oktober 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Hildur Gudnadottir (IS)
Tarquin Manek (AUS)
Scott Morrison (AUS)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

frameless 09 schlägt diesmal eine Brücke zwischen Island und Australien: Die isländische Musikerin Hildur Guðnadóttir bettet traditionelles Cello in zeitgenössische, digitale Strukturen. Der australische Soundkünstler Tarquin Manek verarbeitet gefundene Klänge und Instrumente zu einer psychedelischen, elektronischen Innenschau. Außerdem zu sehen: Videos des Medienkünstler Scott Morrison aus Melbourne, der in einer Artist in Residence am Starnberger See Arbeiten für die frameless Reihe geschaffen hat.

Hildur Gudnadottir, Foto: Antja Taiga Jandrig

Hildur Gudnadottir, Foto: Antja Taiga Jandrig

Hildur Guðnadóttir bewegt sich mühelos in dem weiten Bereich zwischen klassischer Instrumentalmusik und den Strukturen der elektronischen Musik. Ihr vielfältiges Spektrum reicht von zeitgenössischer Kammermusik, die sie mit dem Cello in ihrer isländischen Blockhütte einspielt bis zu internationalen Kooperationen mit elektronischen Noise-Künstlern wie Pan Sonic oder Schneider TM, Aufnahmen mit Johann Johannson, Hauschka oder Múm. Ihre Konzerte zeigen, wie sehr die Künstlerin in beiden Kulturen zuhause ist. Behutsame klassische Arrangements auf dem Cello werden mit dem loop-Pedal aufeinandergeschichtet, zerlegt und neu zusammengesetzt. Hildur Guðnadóttir überführt in ihren auratischen Performances die Beseeltheit isländischer Folklore ins digitale Zeitalter.

Tarquin Manek ist eines der großen, neuen Talente der experimentellen Musik Australiens rund um das Label Blackest Ever Black. Der junge Australier bringt Instrumente und andere Objekte, rau und patiniert zusammen mit kühler Elektronik und Dub-Elementen und schafft damit einen einzigartigen Sound. Dabei wird herangezogen, was gerade zur Hand ist: Klarinette, Synthesizer, Handys, Möbel, Nahrungsmittel. Die Klangsprache ist optimistisch und düster zugleich. Ein elektrisierender Performer, auf der Schwelle zwischen Nostalgie und harter Elektronik, oder wie er selbst sagt „somewhere between folk-tale and science fiction“.

Tarquin Manek, Foto: Hannah Schiefelbein

Tarquin Manek, Foto: Hannah Schiefelbein

Der australische Medienkünstler Scott Morrison arbeitet mit Naturbildern, die behutsam digital verfremdet werden und surreale Dimensionen annehmen. Morrisons Bilder zeigen die Durchdringung der Welt durch das Digitale und gleichzeitig deren verstörende Schönheit. Zusammen mit der Stadt München haben wir ihn eingeladen, den September in der Künstler Villa Waldberta am Starnberger See zu verbringen. Zu sehen ist eine Auswahl seiner bisherigen Videoarbeiten, darunter auch „tension sketch 3“. Morrison übernimmt dabei die Rolle seines Namensvetters, des australischen Politikers Morrison, der als Minister für Immigration und Grenzschutz für eine überaus harsche Flüchtlingspolitik bekannt ist. Die Videoarbeit kontrastiert idealisierte Landschaftsaufnahmen Australiens mit einer Karaoke-Spur, die dem Minister zugeschriebene Statements aneinanderreiht, die Flüchtlinge davon abhalten sollen, in das Land zu gelangen. Auf subtile Weise zeigt Scott Morrison damit die politische Bedeutung von Landschaft in einer globalisierten Gegenwart auf.

15.6.2016 Piano Interrupted / Jan Thoben & Boris Hegenbart / Magdalena Lazar

frameless 08
15. Juni 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Piano Interrupted (UK)
Jan Thoben & Boris Hegenbart (D)
Medienkunst: Magdalena Lazar (PL)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

frameless 08 widmet sich dem Wechselspiel zwischen organischen und technologischen Formen. Prägend dafür ist der wunderbare Dialog von Klassik und Elektronik des Londonder Trios Piano Interrupted, während Jan Thoben und Boris Hegenbart die Möglichkeiten analoger und digitaler Technologien ausloten. Die polnische Videokünstlerin Magdalena Lazar bereichert den Abend um ein ästhetisches Gedankenspiel: Die Bäume der Welt sind Antennen. Nur – was übertragen sie?

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Piano Interrupted, Foto: Claire Belhassine

Piano Interrupted lassen das organische Klavierspiel auf die kühle, abstrakte elektronische Klangwelt treffen. Das Trio aus London baut mit Piano, Klarinette und Kontrabass behutsam Texturen auf, um sie von digitalen Flächen und Rhythmen zerfasern oder zu einer dichten Intensität anschwellen zu lassen. Dabei vereinen sie eine immense Bandbreite an Einflüssen, sei es zeitgenössische klassische Musik, Jazz, Dub oder Folklore des Senegal. Die Filmmusik für ein globalisiertes, digitales Zeitalter.

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Jan Thoben & Boris Hegenbart

Welche Musik innerhalb der Technologie selbst entsteht, ist die Frage hinter dem Projekt „The Squint“ der Berliner Musiker und Künstler Jan Thoben und Boris Hegenbart. Sie erforschen, welche Bilder und Klänge aus selbst konstruierten analogen Synthesizer-Modulen gewonnen werden können. Diese Signale werden digital aufbereitet und geschärft – ein audiovisueller Rausch, eine ästhetische Untersuchung in einem abgeschlossenen, technologischen Kosmos

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Magdalena Lazar: VLF, still

Die polnische Künstlerin Magdalena Lazar nimmt hingegen eine gänzlich neue Perspektive ein. In der Regel versucht der Mensch, anhand von Technologien die Phänomene der Natur zu ergründen. Aber was, wenn die Natur ihrerseits längst Technologien ausgebildet hat? Die Videoarbeit VLF nimmt diesen Gedanken auf – vermeintlich dokumentarische Aufnahmen berichten über die Entdeckung, dass Bäume ihrerseits wie Antennen funktionieren und Nachrichten aus dem Erdinneren als Radiowellen in die Luft geben.

4.5.2016 Myriam Bleau / Jonas Gruska / Quayola

frameless 07
4. Mai 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Myriam Bleau (CA)
Jonas Gruska (SK)
Medienkunst: Quayola (I)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Natur, die in Daten zerfällt, eine schweißtreibende Performance mit Acrylglaskreiseln und ein Fuhrpark autonomer Miniroboter aus einer Tüftlerwerkstatt in Bratislava. Frameless07 wird bunt und technoid.

Myriam Bleau: Soft Revolvers, Foto: Severin Smith

Die Klangkünstlerin Myriam Bleau aus Montreal konstruiert Kreisel aus Acrylglas: „Soft Revolvers“, deren Drehung Lichtimpulse und Elemente einer elektronischen Komposition steuert. Das Resultat klingt wie eine Mischung aus abstrakter experimenteller Musik und House, verbindet Performance-Kunst mit dem Prinzip des DJing. Das Konzert ist ungemein körperlich, eine überraschend schweißtreibende Verbindung zwischen Mensch und digitaler Maschine, die erahnen lässt, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie auch Reibungsflächen in sich birgt.

Jonas Gruska

Jonáš Gruska aus Bratislava arbeitet ebenfalls an dieser Schnittstelle, übergibt das Ruder aber vollkommen an die Maschinen. Er bringt unterschiedliche Techniken und selbst entwickelte Apparate zusammen. Kern des Ensembles sind die „Crickets“, kleine, im Raum verteilte, eigenständige Klanggeneratoren, deren Programmierung sich mit der Zeit algorithmisch entwickelt. Wie Jonáš sagt: „They just do their thing’“. Ist das die künstliche Intelligenz? Zum Glück braucht sie uns noch als Zuhörer.

Quayola: Pleasant Places

Quayola: Pleasant Places

Der italienische Medienkünstler Quayola zeigt, wie sich unsere Wahrnehmung im digitalen Zeitalter verändert. Die überdimensionierte audiovisuelle Installation „Pleasant Places“ nimmt Landschaftsgemälde von Vincent Van Gogh zum Ausgangspunkt. Deren Schauplatz fotografierte und digitalisierte Quayola und lässt ihn in der Installation in abstrakte Formen und Klänge zerfallen. Quayolas Arbeiten zeugen von dem Zerbrechen der Welt in der digitalen Abtastung und von der seltsamen Schönheit, die dabei entsteht. Nicht ohne Grund ist der Ars Electronica-Preisträger einer der wichtigsten Vertreter der digitalen Kunst der Gegenwart.

7.4.2016 Herman Kolgen / Islaja / Dina Kelberman

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7. April 2016, Einlass 19:30, Beginn 20:00
Herman Kolgen (CA)
Islaja (FI)
Medienkunst: Dina Kelberman (USA)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Der Auftakt der Reihe frameless im Jahr 2016 bringt eine spannende Bandbreite an Künstlerinnen und Künstlern zum Thema der Digitalisierung zusammen. Herman Kolgen verarbeitet Geodaten zu einer fulminanten audiovisuelle Performance. Islaja verbinden finnische Folk-Musik mit der Abstraktion der elektronischen Musik, während die Künstlerin Dina Kelberman selbst als Suchmaschine aktiv wird, und eine seltsame, aberwitzige Neuordnung der Welt in Bildern vollzieht.

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Der Kanadier Herman Kolgen ist eine Ikone der Medienkunst. Seit über 20 Jahren arbeitet er an Installationen, Performances und audiovisuellen Projekten. „Seismik“ ist ein hochkomplexer Versuchsaufbau, in dem verschiedene Daten aus weltweiten geologischen Messungen in Echtzeit verarbeitet werden. Eine Antenne vor Ort füttert die Rechner Herman Kolgens zusätzlich mit den Geodaten unter dem Konzertsaal. Ein ungemein dichter audiovisueller Kosmos tut sich auf. In elektronischen Bildern und Tönen bilden die Daten unsere Welt aufs Neue ab. Die Welt als seismische Komposition – durchzogen von den Rissen und Brüchen, die den Planeten unter der Oberfläche prägen. Außerdem schenkt uns Herman Kolgen noch eine weitere Performance: Aftershock.

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Foto: Hertta Kiiski

Die finnische Sängerin Islaja zeigt eine andere Auseinandersetzung mit der digitalen Welt. In ihrer Musik treffen Elemente der traditionellen finnischen Musik auf die Ästhetik der elektronischen Musik. Wie eine digitale Collage zersetzt Islaja traditionelle Instrumente, fügt sie neu und überraschend zusammen, kittet sie mit Elektronik und exzentrischem Gesang.

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Die Künstlerin Dina Kelberman aus Baltimore wird in der Installation „I’m google“ dagegen selbst als Suchmaschine aktiv. Seit 2013 stellt sie tausende, im Internet aufgespürte Bilder in Reihe – in akribischer Handarbeit, aber ähnlich wie eine automatisierte Suchmaschine. Die Bilder weisen formale Ähnlichkeiten auf, die Motive aber verändern sich nahezu unmerklich. Ein Wasserbecken wird zu einer Bodenheizung, die Bodenheizung zu einer Turnhalle. Eine ästhetische und aberwitzige Antwort auf die Frage, wie die Algorithmen von Suchmaschinen unsere Welt neu ordnen.

18.11.2015 Lucrecia Dalt / Novi_sad & Ryoichi Kurokawa / aus & Karin Zwack

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18. November 2015
Novi_sad (GR) & Ryoichi Kurokawa (JP)
Lucrecia Dalt (CO)
aus (JP) & Karin Zwack (DE)
MUG / Einstein Kultur, Einsteinstrasse 42, 81675 München
Eintritt frei

Frameless05 bildet den Abschluss des Jahresprogramms 2015 und bringt sehr unterschiedliche Bedeutungen des Digitalen zusammen: Von einer dezidierten Datenanalyse von Börsencrashes, über die Ästhetik isländischer Überwachungskameras hin zu einer intimen, atmosphärischen Begegnung im Digitalen.

Der griechische Komponist und Konzeptkünstler Novi_sad setzt sich zusammen mit dem Visual-Künstler Ryoichi Kurokawa damit auseinander, was digitale Daten eigentlich repräsentieren, und wie sie im Verhältnis zu ihrer Wirkung in der Welt stehen. In der Performance „Sirens“ übersetzen sie die Daten verschiedener historischer Börsencrashes in ein dichtes audio-visuelles Kunstprojekt. Die Arbeit hat einen ungeheuren Sog, lässt die Zuschauer in eine verstörende Welt sinken und weist doch gerade aufgrund der aktuellen ökonomischen Ereignisse in Griechenland beunruhigende Berührungspunkte mit der Realität auf.

Novi_sad

Novi_sad

Ryoichi Kurokawa

Ryoichi Kurokawa

Lucrecia Dalt bildet dazu einen Gegenpol. Die kolumbianische Multiinstrumentalistin und Sängerin arbeitet mit dem traditionellen Rüstzeug der Singer/Songwriterin, lässt dabei persönliche und intime Momente auf die Klangräume der digitalen Musik treffen. Dalt spürt außerdem den Schnittmengen zu anderen Technologien nach, in dem sie etwa ein ganzes Album während der medialen Beschallung durch Filme komponierte.

Lucrecia Dalt, Foto: Françoise Bolechowski

Lucrecia Dalt, Foto: Françoise Bolechowski

Das gemeinsame Projekt „Halsar“ von Karin Zwack und aus – dem Pseudonym des japanischen Musikers Yasuhiko Fukuzono – geht der verborgenen und zwiespältigen Schönheit des Digitalen nach. Standbilder von Webcams, die in entlegenen Ecken Islands den Verkehr überwachen sollen, fügen sich zusammen mit Klangschleifen von „aus“ zu einer irritierenden Ästhetik der digitalen Überwachung.

Karin Zwack: Halsar, 2015

Karin Zwack: Halsar, 2015

Karin Zwack: Vatnaleid, 2015

Karin Zwack: Vatnaleid, 2015

 

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